Hoco-Werke

Die HoCo-Werke – der Name leitet sich von Hohmeyer & Co  ab – wurden 1912 von Carl-August Hohmeyer, einem Pionier des deutschen Landmaschinenbaus, in der heutigen Stadt Porta Westfalica gegründet. Der Betrieb produzierte hauptsächlich Mahlwerke, Ernte- und Ernteverarbeitungsmaschinen und Pumpen. Der Erste Weltkrieg brachte eine Unterbrechung in der Aufbauarbeit, aber dennoch konnte man 1920 die 1 000 Maschine ausliefern. 1921 zog die Firma nach Minden um und wechselte 1922 in die Form einer Aktiengesellschaft. Neben den landwirtschaftlichen Maschinen wurde ab 1924 ca. ein Jahr lang ein einmaliges Motorrad mit Holzrahmen unter dem Markennamen MFB hergestellt. Die Gewinne aus dem Landmaschinenbau verschwanden allerdings in der Motorradfertigung, sodass bald darauf der Zweiradbau aufgegeben werden musste. Da es zu einem massiven Zerwürfnis mit den übrigen Geschäftsführern kam, erwarb Carl-August Hohmeyer kurzerhand die Aktienmehrheit und löste 1925 die AG auf.

Zwischen den Weltkriegen war der Mühlenbau der Erfolgsgarant für das Unternehmen, das in den besten Jahren etwa 500 Mitarbeiter zählte. Besonders die Idee, mit den Mühlen nicht nur Schrot für die Tierfütterung, sondern auch durch den Einbau von Siebvorrichtungen Backmehl herzustellen, war von Erfolg gekrönt. Diese bekannten Steinschrotmühlen wurden zu Tausenden exportiert – bis zur Liquidation der Firma 1971 haben mehr als 50 000 Maschinen das Werk verlassen.

Der Zweite Weltkrieg bedeutete einen radikalen Einschnitt, da das Unternehmen seine Hauptabsatzgebiete im Osten (Ost- und Westpreußen, Schlesien) verlor. Carl-August Hohmeyer baute daraufhin mit der HoCo-Landmaschinen-Vertriebs GmbH ein neues Vertriebssystem auf und ergänzte die Fertigung durch einen Großhandel, in dem Produkte namhafter Hersteller wie z. B. der Gebr. Tigges und Utina angeboten wurden. Gleichzeitig begann die Entwicklung von Erntemaschinen, wie der prämierte Vielzweckhäcksler, der sich durch ein Ölbadgetriebe, eine große Mundstücköffnung und den Selbsteinleger auszeichnete. Später wurde ein Mähhäcksellader für Hof- und Feldarbeiten entwickelt. Eine Fortentwicklung dieses Bereichs scheiterte vor allem daran, dass zu jener Zeit nur die wenigsten Ackerschlepper über einen Kriechgang verfügten. Carl-August Hohmeyer verkaufte die Patente und entschied sich dafür, Korn- und Heugebläse in die Fertigung aufzunehmen. In diesen  Jahren ging das Geschäft mit den Steinschrotmühlen kontinuierlich zurück, da die moderne Elektrik und Elektronik Hammermühlen und Mahl- und Mischanlagen zum Durchbruch verhalfen.

Der einstige Pionier des deutschen Landmaschinenbaus verkannte diese Entwicklung völlig, die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich und der Betrieb stellte viel zu spät von Steinschrotmühlen auf Hammermühlen um. Als der Gründer im Alter von 82 Jahren starb, blieb dem Sohn nur die Liquidation der Mühlenbaufirma. Ein Stück deutsche Landtechnik fand ihr Ende.