Dechentreiter

Der 1872 geborene Josef Dechentreiter begann schon 1896 mit einer kleinen Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Geräte auf dem elterlichen Betrieb. 1912 erfolgte die Gründung als mechanische Werktstatt in Bäumenheim, die bald durch einen Lohndruschbetrieb ergänzt wurde. Seine Faszination gehörte dem Dreschen, um 1900 eine der arbeitsintensivsten bäuerliche Tätigkeit überhaupt. Josef Dechentreiter leistete zum Durchbruch der Moderne durch die Motorisierung im Drusch einen wichtigen Beitrag. 1922 entwickelter er seine erste Dreschmaschine, die durch Strom angetrieben wurde. Die Nachfrage war groß, sechs Jahre später wurde bereits eine erste Werkshalle errichtet und 1934 befanden sich schon zehn verschiedene Breitdrescher im Programm.1937 legte Dechentreiter mit dem Pressdrescher JD 150 einen weiteren Meilenstein. Das Unternehmen firmierte mittlerweile unter „Spezialfabrik für Motordreschmaschinen“ und zählte Ende der 1930er-Jahre zu den Großen der Branche. Der Zweite Weltkrieg war ein massiver Einschnitt, da die großen Hallen kriegswirtschaftlich umgenutzt werden mussten und ein Bombenangriff in den letzten Kriegstagen zahlreiche Arbeiterleben forderte.

Mit den Folgen des Krieges hadernd, verpasste Dechentreiter den rechtzeitigen Sprung zu den Mähdreschern und Getreidetrocknungsanlagen. 1958 kam zwar die Mähdrescher Goldhamster-Baureihe auf den Markt, doch selbst die zukunfts­weisende Innovation des hydraulisch zusammenklappbaren Schneidwerkes brachte keine Rettung. Der Niederländer Cornelis van der Lely erwarb schließlich das Unternehmen und aus Dechentreiter wurde Lely-Dechentreiter. Ladewagen, Wohnwagen und Pistenraupen ergänzten fortan das Programm.

1970 klagte Ernst Weichel auf Patentverletzung: Statt Lizenzgebühr für den Ladewagen zu zahlen, ließ van der Lely aber lieber das Bäumenheimer Unternehmen Konkurs gehen. Fendt erwies sich als Retter in der Not und mittlerweile befindet sich im ehemaligen Dechentreiter-Werk das AGCO Kompetenzzentrum für Kabinen in Europa.