Melichar-Umrath

Aus einer kleinen Werkstatt baute František Melichar ein Unternehmen auf, das Hunderte von Mitarbeitende beschäftigte und landwirtschaftliche Maschinen in die ganze Welt exportierte.

František Melichar stammte aus Pavlovice. Als Sohn eines Schmieds erlernte auch er dieses Handwerk. Nach Abschluss seiner Lehre begann er 1863 seinen Militärdienst. In militärischen Reparaturwerkstätten erlernte er den Umgang mit einer Drehbank und eignete sich Kenntnisse auf dem Gebiet des Maschinenbaus an. Nach seiner Entlassung aus der Armee 1869 kehrte er zurück und übernahm die väterliche Schmiede. Neben der Schmiedearbeit begann er auch mit der Reparatur einfacher landwirtschaftlicher Maschinen, von denen er bald auf seine eigene Produktion umstellte. Im Jahr 1871 konstruierte er die erste manuelle Sämaschine, die den Hauptpreis auf einer landwirtschaftlichen Ausstellung in Tábor gewann. 

Im Jahr 1873 kaufte er ein Haus in Mladá Vožice (Jung Woschitz), bautet es in eine Werkstatt um und begann mit der Herstellung von Getreidereinigern, Futterschneidern und Handdreschmaschinen. Um mit der steigenden Nachfrage Schritt halten zu können, musste er ständig investieren, was ihn bald in große Schulden brachte. Seine finanzielle Notlage wurde durch den Wiener Börsenkrach verschärft und führte zum raschen Zusammenbruch des Unternehmens.

1878 zog Melichar mit seiner Familie nach Brandýs nad Labem (Brandeis an der Elbe) und eröffnete eine Werkstatt, wo er mit zwei Lehrlingen die Herstellung von Sämaschinen begann. Der Wendepunkt in seiner Karriere war das Jahr 1882. Die österreichisch-ungarische Monarchie führte einen Zoll auf den Import von Landmaschinen ein, was die tschechische Produktion erheblich stärkte. Darüber hinaus bestellte ein Wiener Großhändler 27 Sämaschinen und bezahlte sofort. Die kleine Werkstatt reichte nicht mehr aus und Melichar erwarb 1887 mehrere Grundstücke. 1889 produzierte er bereits bis zu 400 Maschinen und ein Jahr später sogar 700. Die Fabrik beschäftigte über 200 Mitarbeiter und wurde zum größten Hersteller von Sämaschinen in Europa. Das Jahr 1894 wurde zu einem revolutionären Jahr, als die wichtigste Erfindung patentiert wurde - die Unikum-Sämaschine, die den Aufschwung der gesamten Fabrik ausmachte. Der Bau der Fabrik wurde 1907 mit dem Bau einer Gießerei und einer Maschinenhalle abgeschlossen. Die Fläche des Geländes betrug 26.000 m². 

1907 stirbt der Gründer František Melichar und die Leitung übernimmt sein gleichnamiger Sohn. 1909 arbeiteten über 400 Mitarbeiter in der Fabrik, die jährlich rund 6.000 Maschinen produzierten. 1910 wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. František Melichar behielt einen entscheidenden Anteil der Aktien selbst (einer der Gesellschafter war auch der Geschäftsmann Rudolf Bächer aus Roudnice). 

1913 erreichte das Unternehmen seinen Höhepunkt. Es beschäftigte 680 Arbeiter, 10 Meister und 35 Angestellte. Ein Jahr später ging die Zahl der Arbeiter aufgrund der Mobilisierung rapide zurück. Im Herbst des Jahres 1914 waren nur noch 19 Arbeiter in der Fabrik und die Produktion musste für eine Weile eingestellt werden. 

1921 übernimmt Melichar die berühmte Landmaschinenfabrik Umrath und das Unternehmen wird in Vereinigte Fabriken landwirtschaftlicher Maschinen Fr. Melichar-Umrath Comp., A.G. umbenannt.

In den Jahren 1930 - 1934, in einer Zeit der Krise und der Arbeitslosigkeit, kommt es zu einem starken Rückgang der Produktion. 1935 beginnt man mit der Produktion von Abschleppwagen aus Stahl und erhält Aufträge für die tschechoslowakische Armee. Am 31. März 1939 wurde die Fabrik von einem großen Brand heimgesucht, der das Gebäude der Lackiererei und das Lager für Fertigprodukte vollständig zerstörte und einen hohen Schaden anrichtete. 

Während des Zweiten Weltkrieges fand nur eine geringe Produktion von Landmaschinen statt. Ein weiterer Teil waren Lieferungen für verschiedene Protektorats- oder Reichsbetriebe. Nach dem Krieg wurde die Fabrik im Oktober 1945 verstaatlicht. Im folgenden Jahr wurde sie in die Agrostroj-Gruppe eingegliedert. 1952 endete die Produktion der Landmaschinen. Jahrelang wurden die Landmaschinen noch unter der Marke Agrostroj-Melichar hergestellt. Zur „Agrostroj-Gruppe" gehörten u. a. die Firmen Bächer, Astur, Knotek, Slavia und Wikov.

Im Jahr 1961 wurde Melichar ausgegliedert und geschlossen - und der gute Name Melichar verschwand von der Bildfläche.