Rancke Fahrzeugbau GmbH

Der Umgang mit dem Werkstoff Metall reicht in den Annalen der Familie Rancke bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück, als sich deren Vorfahren im Cuxhavener Raum bereits im Schmiedehandwerk verdingten. Jahre später siedelten die Ranckes ins sogenannte "Alte Land" um, wo sie in Grünendeich-Huttfleth heimisch wurden. Neben den typischen Aufgaben einer Dorfschmiede widmeten sich Barthold Rancke und seine Schmiedegesellen in Huttfleth fortan dem Bau von Eisen für Transport-Kähne, mit denen auf den kleinen Kanälen der Elbmarsch die Äpfel der Obstbauern zu Sammelstellen befördert wurden. Durch einen tragischen Arbeitsunfall verlor Barthold Rancke 1910 sein Leben. Zusammen mit einem Altgesellen führte dessen Witwe Anna den Schmiedebetrieb weiter und übergab ihn schließlich an ihren ältesten Sohn Hinrich. 

Hinrich Ranckes jüngerer Bruder Rudolf beschloss deshalb, seine berufliche Zukunft auf eigene Füße zu stellen. In Hollern-Twielenfleth, einem an der Unterelbe gelegenen Ort bei Stade, konnte er die Blohm'sche Schmiede übernehmen und etablierte sich dort als Dorfschmied. Hufbeschlag und die Herstellung eiserner Beschlagteile waren zunächst sein Tagesgeschäft, das er aber schon bald um die Produktion leichter Wagen und Handkarren mit eisenbereiften Holzrädern erweiterte. In den 1920er-Jahren verlagerte er den Arbeitsschwerpunkt auf luftbereifte Fahrzeuge als auch auf effiziente und kostengünstige Fertigung von landwirtschaftlichen Anhängern. 

In den 1930er-Jahren eweiterte Rudolf Rancke sein Firmenprofil um eine Vertretung für Stoewer-Automobile, die sich bis Kriegsbeginn gegenüber dem Fahrzeugbau aber nicht wirklich etablieren konnte. Die Herstellung von Straßenhängern, bei Rancke "Schnellläfer" genannt, nahm ab Mitte der 1930er-Jahre Fahrt auf. Während der Kriegsjahre war es die lokale Fischindustrie, die bei der Überbrückung des flauen Auftragsvolumens jener Jahre half. Stationläre Abkippanlagen und andere Eigenkonstruktionen Rudolf Ranckes trugen zur Anhebung des Auftragsbestands bei. 

Nachdem die Dorfschmiede in Hollern den Krieg ohne Schäden überstanden hatte und von den britischen Besatzern eine Zeit lang als lokales Headquarter genutzt worden war, sah sich Rudolf Rancke mit einem neuen Problem konfrontiert: Stahl war Mangelware. Nachdem sich ein Schwiegersohn Ranckes dafür eingesetzt hatte, den Fahrzeugbaubetrieb fortan in Fahrzeugfabrik umzubenennen, erhielt man die begehrten Eisenmarken - Rancke sicherte sich so umfangreiche Stahlkontingente.

Das Betriebsgelände in Hollern wurde zu klein, so dass Rudolf Rancke 1948 ein großzügiges Grundstück in Stadte zunächst pachtete und etwas später schließlich kaufte. 

Wie viele Unternehmen dieser Zeit bevorzugte auch Rancke eine hohe Fertigungstiefe, nur wenige Fahrzeugbauteile mussten bei Zulieferern eingekauft werden. Mit Beginn der 1960er-jahre wurde dies zum Bumerang für das Unternehmen: Nachdem auch die großen Fahrzeugbauer landwirtschaftliche Anhänger als lohnendes Geschäft entdeckt hatten, brachen die Verkaufszahlen bei Rancke ein, weil die Konkurrenzfähigkeit unter der hohen Fertigungstiefe litt. 

Rudolf Ranckes Söhne Hans und Peter, traten 1950 und 1956 als Ingenieur bzw. als Schmiedemeister in den Betrieb ein. Während Hans Rancke als Konstrukteur und Verkäufer tätig war, leitete sein Bruder Peter die Werkstatt, in der bis zu 20 Arbeiter beschäftigt waren. Von einfachen Pritschenanhängern für den Obst- und Stückguttransport über Luftkipper, Tieflader und Baustofftransporter bis hin zu Schaustellerfahrzeugen und Sonderaufbauten aller Art erstreckte sich das Portfolio von Rancke-Fahrzeugbau in den ausgehenden 1960er-Jahre. 

1982 übernimmt Dipl.-Ingenieur Rudolf Rancke Verantwortung für das traditionsreiche Familienunternehmen. Bereits im Jahr 2020 hatten Rudolf Rancke und seine Frau erste Überlegungen zu einer externen Unternehmensnachfolge angestellt, die aber zunächst ergebnislos blieben. Seit 2022 ist der gelernte Industriemechaniker und Schweißfachingenieur Julian Roß Inhaber und Geschäftsführer. Julian Roß möchte neben der Entwicklung und dem Bau von Spezialfahrzeugen auch den Bereich der Sanierung und Instandsetzung älterer und unfallgeschädigter Fahrzeuge ausweiten.