Bächer, Rudolf

Am Anfang dieses Erfolgs stand eine einfache Schmiede, die 1880 vom örtlichen Schmied Jan Pracner gegründet wurde, der Pflüge und kleine landwirtschaftliche Geräte herstellte. Im Jahr 1885 stieg Rudolf Bächer, der über Erfahrungen als Handelsreisender und Landmaschinenverkäufer verfügte, als Partner in das Unternehmen von Jan Pracner, der Kapital zur Vergrößerung seinen Unternehmens benötigte, ein. 10.000 Gulden investierte Rudolf Bächer in das Unternehmen und wurde Teilhaber von Jan Pracner. Schon bald wurde in Roudnice die erste Fabrikhalle gebaut - der Grundstein für die zukünftige Maschinenfabrik.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Männern dauerte jedoch nur fünf Jahre. Im Februar 1891 schloss Rudolf Bächer mit Jan Pracner einen Vertrag zum gegenseitigen Ausgleich. Rudolf Bächer zahlte Jan Pracner 19.000 Gulden, übernahm das gesamte Unternehmen und wurde zum alleinigen Eigentümer der Firma. Außerdem verpflichtete sich Jan Pracner, nie wieder Pflüge herzustellen. Woraufhin Jan Pracner auf Sämaschinen und Düngerstreuer spezialisierte.

Rudolf Bächer war außerordentlich erfolgreich. Nach und nach fügte er der ursprünglichen Fabrikhalle immer mehr Anlagen hinzu, bis sich sein Unternehmen zu einem großen Industriekonzern entwickelte - dem größten seiner Art in Österreich-Ungarn.

Der Betrieb erweiterte sich 1900 um ein Stahlwerk und es wurden Wagenstoßfänger und Körper für Pressen hergestellt. Das Jahr 1908 war ein wichtiger Meilenstein in der weiteren Entwicklung des Unternehmens, als der deutsche Hersteller Robert Stock den ersten Motorpflug der Welt vorstellte. Die Tschechen wollten natürlich nicht hinter den Deutschen zurückbleiben und versuchten sofort, die Erfindung zu kopieren. Die Motorpflüge "Excelsior" und "Praga"erwiesen sich als die erfolgreichsten. Die Pflugkörper für beide Typen wurden von Rudolf Bächer hergestellt.

Nach dem Tod von Rudolf Bächer im Jahr 1915 übernahmen seine Söhne Jiri, Karel und Pavel die Fabrik. Im Jahr 1937 besaß das Unternehmen neben dem Stahlwerk eine Gießerei, ein Walzwerk und eine Schrauben- und Maschinenfabrik. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus änderte sich die Situation schlagartig. 1939 wurde das Werk in Roudnice beschlagnahmt und in den Ringhoffer-Tatra-Konzern in Prag eingegliedert. Die Bächers wurden als Juden zu Feinden des Reiches und ihr Kampf um ihr Leben begann. Während Karl und Jiri ins Ausland entkommen konnten, hatte Pavel nicht so viel Glück. Er starb 1944 im Konzentrationslager Dachau. 

Im Jahr 1945 wurde das Unternehmen verstaatlicht und in das neu gegründete nationale Unternehmen Agrostroj eingegliedert. Viele Firmen mit gleicher oder ähnlicher Produktion wurden 1948 bei der Verstaatlichung der tschechoslowakischen Industrie zusammengelegt. Neue Unternehmen wurden gegründet, andere verschwanden. In Roudnice sind viele der früheren Fabriken noch weitgehend erhalten, aber es finden dort keine Produktionen mehr statt. Die Gebäude sind verlassen und verfallen - so auch die ursprünglichen Fabrikgebäude von Bächer und Pracner.