Richter, Friedrich

Die Ursprünge dieser Firma liegen weit zurück. Johann Friedrich Richter übernahm 1824 die väterliche Schmiede in Kamern, die er wiederum 1860 an seinen ältesten Sohn Friedrich (Fritz) Richter übergab. Schon 1861 lieferte der von dort die erste selbstgebaute Breitdreschmaschine für Göpelbetrieb aus. 1874 wurde ein 5.000 qm großes Grundstück erworben und ein Jahr später die Firma schließlich zu einer Maschinenbauanstalt für Dresch- und Häcksel-Maschinen und Pflüge mit Sitz in Rathenow mit Namen Friedrich Richter & Co. vergrößert. Unterstützt wurde Friedrich (Fritz) Richter von den jüngeren Brüdern Wilhelm und Christian Friedrich (C. F.) und später auch Otto und Ferdinand.

1879 kam eine eigene Eisen- und Metallgießerei dazu, deren Erzeugnisse später auch außerhalb der Landwirtschaft Verwendung fanden und der Firma als zweites Standbein dienten. Hauptgeschäft waren allerdings auch hier Dreschmaschinen in verschiedensten Ausführungen, Pflüge, Häcksel- und Reinigungsmaschinen, Strohpressen, Drillmaschinen, Eggen, etc. Seine Maschinen wurden mit vielen Auszeichnungen auf landwirtschaftlichen Ausstellungen prämiert. 1882 stiegen die Brüder v. Friedrich und sein Schwager mit ins Geschäft ein. 1890 wurde mit einer zusätzlichen Pflugproduktion begonnen. 1896 wurden zusätzliche Teilhaber aufgenommen - einer davon war der Schwiegersohn Franz Peters, der später zu dem Bruch zwischen den Richter-Brüdern geführt haben soll – und die Firma in die „Friedrich Richter & Co. umbenannt. Das Grundstück wurde 1900 erweitert und eine Zweigniederlassung in Weimar eröffnet, eine weitere in Neustrelitz und später noch eine Hauptvertretung in Stettin. Die Modernisierung der Fabrikation in Rathenow fand 1910 bis 1912 statt, dabei konzentrierte man sich auf Dreschmaschinen, während Weimar sich auf die Produktion von Antriebsmotoren der Produktmarke „FRUC“ (Friedrich  Richter u. Co) spezialisierte. 1913 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Friedrich Richter starb ein Jahr später. 

Den Ersten Weltkrieg überstand die Firma dank umfangreicher Heeresaufträge unbeschadet. Das Programm wurde auf Getreidereiniger und Häckselmaschinen erweitert. Franz Peters leitete die Firma noch bis 1920. Alleiniger Vorstand war seit 1925 Guido Richter aus München.  Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten 1930 zwangen zur Auflösung der AG und Umwandlung in eine GmbH. Die Firma bekam einen neuen Namen: Rathenower Landmaschinen GmbH“. Der Konkurs konnte aber 1931 nicht abgewendet werden. Kurze Zeit darauf gründeten 29 Gesellschafter, überwiegend aus Belegschaft, eine neue Firma  „Richter-Rathenow Landmaschinenfabrik GmbH“. Johannes Müller wurde zum Geschäftsführer bestellt. Die Dreschmaschinen heißen jetzt „Reindrusch 34“.  Ab dem Jahr 1938 wurden die gummibereiften Ackerwagen hergestellt.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden 50 % des Betriebes durch einen Bombenangriff zerstört. 1946 fand der Neuanlauf der Firma mit 2.000 Handwagen statt. 1948 erfolgte die Enteignung der Firma und Umwandlung in „LBH Rathenower Dreschmaschinenfabrik VEB“.  Die Dreschmaschinen wurden weiter gebaut. 1953 wurde die Fertigung von Höhenförderer und Gespannfahrzeuge für den Zusammenschluss „Fortschritt“ gebaut. 1975 wurde die Firma aufgelöst und das Gebäude abgerissen.

Die bei Richter absehbare Entwicklung veranlasste Johannes Müller 1947 eine neue Firma zu gründen: „Förderanlagen und landwirtschaftlicher Gerätebau GmbH Rathenow“. Es bestehen wenige Informationen zum weiteren Schicksal der Firma.

 

 

 

Sie haben Interesse an Details? Es gibt eine Dokumentation der Unternehmensgeschichte: Dr. Bernd Richter (Autor), “Landmaschinen für Brandenburg - Die Geschichte der Familie C. F. Richter, Brandenburg a. d. Havel, Bd. 1”. Erschienen im Oktober 2014 im BoD-Verlag, Norderstedt. ISBN 978-3-7357-5164-5.